Maria Kobler-Wyer
Jason Imwinkelried: «In Schottland schaut niemand komisch, wenn ich mit dem Golfbag durch das Städtchen laufe»
Seit August lebt der 16-jährige Jason Imwinkelried in Schottland. Der Nachwuchsgolfer von der Bettmeralp findet im Heimatland des Golfs bessere Trainingsbedingungen vor.
Bereits als Zweijähriger spielte Jason Imwinkelried mit einem Golfschläger aus Plastik auf der Driving Range. Zwei Jahre später stand er erstmals auf dem Golfplatz. Zum Golfspielen kam das Nachwuchstalent durch seine Eltern. «Zuhause habe ich im Fernsehen Profiturniere geschaut», sagt Jason. «Das motivierte mich, ebenfalls so gut zu werden.»
Bilder: zVg
An sein erstes Turnier kann er sich nicht mehr erinnern – aber an seine erste Teilnahme an den Walliser Juniorenmeisterschaften. Diese fanden auf der Riederalp statt. «Ich war sehr nervös und fand nicht richtig ins Spiel», sagt Jason. «Bei Loch vier gelang mir ein Zauberschlag aus der Penalty Area.» Dank eines guten Finishes sicherte sich Jason schliesslich seinen ersten von acht Walliser Meistertitel in seiner jeweiligen Kategorie.
Was gefällt Jason besonders am Spiel mit dem kleinen weissen Ball? «Mich fasziniert die Perfektion, die es für den Sport braucht», schwärmt er. «Dass alles stimmen muss, damit du eine gute Runde spielst.» Falls etwas nicht wie gewünscht funktioniere, müsse man ruhig bleiben. «Und wenn du den Ball nur minimal neben der Mitte des Clubface triffst, kann der Ball irgendwohin fliegen.»
Golfen in der Aletsch Arena
- Der Golfplatz auf der Riederalp liegt auf 2000 m. ü. Meer und ist damit der höchstgelegene 9-Loch-Golfplatz Europas. Er ist von Juni bis Oktober geöffnet.
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Seit August lebt Jason in Schottland und besucht die St. Leonards School in St. Andrews. «Ich will mehr Zeit zum Trainieren und gleichzeitig einen guten Schulabschluss machen», begründet Jason seinen Entscheid. Er durfte seine Fächer selbst auswählen und studiert IBCP: Business und Management als Diplom und Economics und Englisch als Higher Level. «Die Trainingsmöglichkeiten in Schottland sind besser, da die Einrichtungen direkt vor der Haustüre sind. Das Niveau der Mitspieler ist sehr hoch und spornt noch mehr an», sagt Jason. «Ich kann selbstständig trainieren und treffe mich regelmässig mit meinem Pro.» Täglich hat er neben der Schule mehrere Stunden Zeit für sein Golftraining. Jason ist Spieler der High-Performance St. Andrews Acadamy und spielt die Turniere nicht nur als Einzelspieler, sondern auch im Team für die St. Leonard School.
Als Jason im Mai zum ersten Mal in Schottland war, um sich die Schule anzuschauen, war er überrascht, wie viele Top-Golfplätze in dieser Region zu finden sind. Anders als in der Schweiz sind in Schottland viele Plätze «Links». Der Boden ist hart und das Gras sehr tief geschnitten. Was ihm ebenfalls sehr gefällt: «Wenn ich in St. Andrews mit meinem Golfbag durch das Städtchen laufe, fühle ich mich nicht komisch, denn praktisch alle spielen hier Golf.»
Im Winter bereitet sich Jason auf die neue Saison vor. Er geht regelmässig joggen und ins Gym, ausserdem kann er in St. Andrews auch in den Wintermonaten im Freien trainieren und diverse Plätze spielen. Sein Ziel: Anfangs Saison ein WGAR-Turnier gewinnen, damit er in der Amateur-Weltrangliste geführt wird und den Sprung vom Swiss Golf National Talent ins Swiss Golf National Boys Kader schafft. In den nächsten zwei Jahren möchte er zu den Top 300 im EGR-Ranking gehören. Jasons grösster Wunsch ist der Karriere-Grand-Slam – der Gewinn aller vier wichtigen Majors. So wie es sein grosses Vorbild, der nordirische Profigolfer Rory McIlroy, vorgemacht hat.
«Mir ist bewusst, dass dies ein langer und steiniger Weg ist, aber ich habe hier die besten Voraussetzungen, um mich auf diese Reise vorzubereiten.»
Kleines Golf-ABC:
Approach Shot: Annäherungsschlag zum Grün
Birdie: Ein Schlag unter Par auf einem Loch (Par ist der Soll-Score für ein Loch oder einen ganzen Golfplatz; Par des Platzes: Summe der Par-Werte aller 18 Löcher, meist zwischen Par 70–72)
Bogey: Ein Schlag über Par auf einem Loch (z.B. vier Schläge bei Par 3)
Clubface: Schlagfläche des Golfschlägers
Driving Range: Übungsgelände im Golf, auf dem Spieler ihre Schläge trainieren können – vor allem lange Schläge, aber oft auch kurze.
Eagle: Zwei Schläge unter Par
EGR (European Golf Rankings): Rangliste für europäische Amateur-Golfer*innen
Fairway: Kurz gemähter Bereich zwischen Abschlag und Grün
Green: Kurz gemähte Fläche rund um das Loch, zum Putten
Handicap: Spielstärke eines Golfers
Impact: Moment, in dem Schläger und Ball sich treffen
Judge: Offizieller, der Regeln auf Turnieren überwacht
Knock-down Shot: Kontrollierter, flacher Schlag gegen Wind
Loft: Neigungswinkel der Schlagfläche, bestimmt Höhe und Länge
Major: Eines der vier bedeutendsten Profi-Turniere
Nylon Brush Tee: Tees mit Bürstenkopf für variable Ballhöhe
Out of Bonds: Ausserhalb des Platzes — ergibt Strafschlag und Wiederholung
Penalty Area: Hindernisbereich (z. B. Wasser) mit möglichen Strafschlägen
Putter/Putten: Spezieller Schläger fürs Green. Putten bedeutet im Golf, den Ball mit einem Putter auf dem Green zu rollen, um ihn möglichst präzise ins Loch zu spielen.
Es handelt sich um die feinste und kontrollierteste Schlagart, bei der der Ball nicht fliegt, sondern am Boden entlang rollt.
Qualifying-Score: Ergebnis in Handicap-wirksamen Runden
Rough: Höher gemähter Rasen neben Fairway und Grün
Slice: Ballkurve stark nach rechts (bei Rechtshänder*innen)
Tee: Startpunkt eines Lochs oder kleines Hilfsmittel zum Ballaufsatz
Up-and-Down: Chip (Kurzer Annäherungsschlag mit flachem Ballflug) und Putt zur Rettung des Pars
Velocity: Ballgeschwindigkeit direkt nach dem Schlag
Wedge: Spezial-Eisen für kurze Schläge (Pitching, Sand, Lob)
WGAR (World Amateur Golf Ranking): Weltweit anerkannte Rangliste für Amateur-Golfer*innen, wertet 1000 Amateur-Turniere
X-Factor: Unterschied zwischen Hüft- und Schulterdrehung im Schwung
Yips: Unkontrollierbare Zuckbewegungen beim Putten
Zone of Tolerance: Bereich, in den ein gut getroffener Ball fallen sollte
Maria Kobler-Wyer
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