Susanne Driessle

Frühling in der Aletsch Arena: Die Murmeltiere kriechen aus der Höhle

Lesezeit: 4 Minuten

Wenn der Schnee schmilzt, die Sonne wieder Kraft gewinnt und erste Krokusse vorsichtig ihre Köpfe aus dem Boden strecken, dann wird es auch in der Aletsch Arena lebendig. Nicht nur wir Menschen sehnen uns nach dem Frühling – auch die heimlichen Stars der Bergwelt kommen jetzt zurück auf die Bühne der Natur: die Murmeltiere.

Freche Stupsnasen, wuscheliges Fell, flinke Pfoten und neugierige Knopfaugen: Kaum ein Tier zaubert Kindern und Erwachsenen so schnell ein Lächeln ins Gesicht wie das Murmeltier. Nach einem langen Winter in ihrer unterirdischen Höhle wagen sie sich in der Aletsch Arena jetzt wieder ans Tageslicht – ein kleines Naturwunder, das sich am besten live erleben lässt.

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Ein neugieriges Murmeltier lugt vorsichtig aus der bunten Bergwiese.

 

Bereits früh am Morgen – wenn die ersten Sonnenstrahlen die Berghänge oberhalb des Alpmuseums in goldenes Licht tauchen – klettern sie vorsichtig aus ihren Bauten. Sie räkeln sich, blinzeln in die Sonne und setzen sich erst mal gemütlich ins Gras – fast, als wollten sie selbst die Aussicht geniessen: Richtung Riederalp, über das Rhonetal hinweg bis zu den weissen Riesen von Matterhorn, Weisshorn und Dom.

 

Spielerisches Erwachen: Die Jungtiere toben

Die Murmeltierkinder des letzten Jahres sind zwar schon fast so gross wie ihre Eltern, aber man erkennt sie sofort: Sie stupsen sich mit den Nasen an, richten sich auf, um grösser zu sein als der andere, schubsen sich, springen sich an, packen sich gegenseitig am Fell und kugeln als wilde Knäuel über die Wiese – als wollten sie zeigen: «Hallo, da sind wir wieder!»

Zwei Murmeltiere in der Aletsch Arena

Zwei junge Murmeltiere beim spielerischen Kräftemessen – das eine stützt sich keck auf dem Rücken des anderen ab. Frühling bedeutet auch: Zeit für Toberei!

 

Die kleinen Erdhörnchen haben sich hier oben wirklich ein traumhaft schönes Fleckchen Erde ausgesucht: blühende Bergwiesen, in denen bunt verstreute Granitkugeln zum Sitzen und Klettern einladen. Drum herum die glitzernde Bergwelt der mächtigen (40!) Viertausender und oben am Grat die grossartigen Ausblicke auf den längsten Gletscher der Alpen. Ausserdem uralte Arven, kleine Bergseen, neugierige Schafherden und vieles mehr. Kein Wunder, dass die Murmeltiere nach ihrem langen Winterschlaf erstmal genüsslich diese Aussicht geniessen!

 

Wissenschaftlich spannend: Der Murmeltier-Winterschlaf

Der Winterschlaf dieser Alpenbewohner ist ein kleines biologisches Wunder. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Kältestarre und nicht um einen Winterschlaf. Dabei sinkt die Körpertemperatur der Tiere auf unter 10 Grad, das Herz schlägt nur noch drei- bis viermal pro Minute. So können sie über viele Monate hinweg fast ohne Energieverbrauch in ihrem Bau überleben – bis sie im Frühling wieder auftauchen, hungrig, lebendig und bereit für neue Abenteuer.

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Mit Feldstechern im Anschlag und Blick zur Felswand: Auf leisen Sohlen spüren Naturinteressierte den ersten Murmeltieren des Frühlings nach – Geduld und ein gutes Auge sind gefragt.

 

Vier Murmelis hüpfen von einem Krokus zum anderen und verschlingen die hübschen Blüten in Windeseile. Hundert Meter weiter, Richtung Bettmeralp, taucht eine weitere Gruppe auf. Durchs Fernglas lässt sich beobachten, wie ein einjähriges Tier eine Kratzdistel pflückt und den Boden der Blüte genüsslich herausfrisst – aufrecht stehend, die Beute in den Vorderpfoten.

Die Murmeltiere starten sichtlich frühlingsfroh und abenteuerhungrig in die neue Saison. Ihr schriller Pfiff, der eigentlich ein Schrei ist, ist fast nicht zu hören. Doch die Murmeltiere verstehen die Warnung, sie sind blitzschnell in ihren Löchern verschwunden – und der Steinadler, eben noch im Sturzflug von der Moosfluh her, hoch oben beim Grossen Aletschgletscher, dreht unvermittelt ab. Glück gehabt – diesmal.

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Mitten in der Bergwelt: Eine Naturführerin von Pro Natura erklärt anschaulich das Zusammenspiel von Murmeltier, Steinadler und Lebensraum – Wissen, das den Blick für die Natur nachhaltig schärft.

 

Natur hautnah erleben – auf Tour mit Pro Natura

Wer die Murmeltiere im Frühling hautnah erleben möchte, sollte sich einer Wildbeobachtung mit Pro Natura anschliessen. Gemeinsam mit erfahrenen Naturführern wandert man an ausgewählte Orte, wo die Tiere besonders aktiv sind. Mit etwas Glück und Geduld lassen sie sich beim Spielen, Fressen oder auf der Lauer beobachten. Die Begleitpersonen erklären dabei nicht nur die Verhaltensweisen der Murmeltiere, sondern auch, welche Rolle sie im empfindlichen Ökosystem der Alpen spielen.

Noch lange nach der Wildbeobachtung hallt das Erlebte nach – der schrille Warnpfiff, das Rascheln im Gras, das aufrechte Tier mit der Blüte in der Pfote. Und genau so fühlt sich der Frühling in der Aletsch Arena an: intensiv, lebendig, berührend. Zwischen sprudelnden Bächlein, blühenden Wiesen und kristallklarer Luft spürt man, wie die Natur neu durchatmet.

Unsere Frühlingsangebote bieten dafür die perfekte Bühne: Entspannte Wanderungen, naturnahe Erlebnisse, frische Höhenluft und faszinierende Begegnungen mit Flora und Fauna.

Dieser Text von April 2024 wurde für den Blog aktualisiert.

Susanne Driessle

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