Maria Kobler-Wyer

Fiescher Wanderleiterin Floh Müller: «Ich habe immer einen Plan B»

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«Das Wetter ist das A und O bei der Tourenplanung», sagt Wanderleiterin Elisabeth Müller, die seit ihrer Kindheit von allen «Floh» genannt wird. Sie informiert sich bereits zwei Wochen im Voraus über die Grosswetterlage und konsultiert Wetter-Apps. «Am verlässlichsten ist der Wetterradar», sagt die 63-Jährige. Und sie fügt an: «Im Wallis ist es oft schöner als prognostiziert. Im Grunde genommen bräuchte es inneralpin eine zusätzliche, separate Prognose.»

Das Hobby zum Beruf gemacht

Das Wallis ist seit 14 Jahren die Wahlheimat der gebürtigen Baslerin. Sie lebt mit ihrem Partner in Fiesch in einem «schönen, alten Walliserhaus aus dem 16. Jahrhundert». Floh ist ausgebildete Lehrerin, arbeitete auf der Geschäftsstelle des Schweizer Alpen-Club SAC, bei der Alpinen Rettung Schweiz. «Ich hatte immer mit Bergen zu tun», sagt Floh. «Mit 58 habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht.» Seither ist sie hauptberuflich Wanderleiterin.

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Weshalb braucht es überhaupt eine Wanderleiterin? «Wandern kann jede*r», sagt Floh und lacht. «Ich kann aber einen Mehrwert bieten: alles ist organisiert, ich vermittle viel Wissenswertes über Kultur, Pflanzen oder Tiere.» Ihr Spezialgebiet ist die Geologie, als Parkguide im Landschaftspark Binntal erzählt sie über Steine und Mineralien. «Ich bringe den Leuten die Faszination über die Geschichte der Steine, die viele Millionen Jahre alt sind, auf lebendige Art näher.»

Top ausgerüstet, keine Zeit zum Planen

Von Mai bis Oktober ist Floh Müller mit Wandergruppen unterwegs. «Der typische Gast ist Ü50, top ausgerüstet und hat keine Zeit zu planen», sagt sie. Pensionierte schätzten den Austausch und würden es geniessen, einfach zu laufen ohne Verantwortung übernehmen zu müssen. Auch Stammgäste habe sie. Ein diesjähriges Highlight erlebte sie während den viertägigen Wandertagen in Obergesteln. «Bei Bombenwetter standen wir auf dem Sidelhoren und sahen fünf, sechs Gänsegeier über uns kreisen», schwärmt sie.

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Eine Tour abgesagt, hat Floh Müller bisher nie. «Es ist immer eine Wanderung möglich, ausser wenn es zu viel Schnee hat», sagt sie. «Allerdings ist es wichtig, immer einen Plan B zu haben.» Bei einer Wanderung musste sie den Nufenen auslassen, lief mit der Gruppe stattdessen auf dem Gommer Höhenweg. «Der mystische Nebel, Pilze, Wildtiere, alte Lärchen – es war trotzdem schön.»

Frühe Anzeichen für Wetterumstürze

Bei Regen vermeidet sie ausgesetzte Passagen. Sie zeige der Gruppe bei der Tourvorbereitung am Vorabend Alternativen auf, teile ihre Überlegungen mit, damit sie sich gut aufgehoben fühlen. «Gewittern weiche ich aus, davor habe ich Respekt», sagt sie. «Dann ändere ich die Route.» Sie vermeidet auch Gebiete, in denen der Föhn zusammenbricht. «Man sieht früh Anzeichen für Wetterumstürze», sagt sie. So deuten etwa hohe Wolkenbilder bereits am Vorabend auf Veränderung am Folgetag hin.

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Ihre Gäste bekommen vor der Tour jeweils eine Ausrüstungsliste. «Ich rate allen, Stöcke mitzubringen», sagt sie. «Sie sind sehr hilfreich – im Alter, beim Abstieg und bei längeren Wanderungen.»

Mehr über Floh Müller: www.wanderfloh.ch

Sicher unterwegs beim Berg- und Alpinwandern

Der Schweizer Alpen-Club SAC gibt folgende zehn Empfehlungen:

  1. Gesund und fit in die Berge: Bergwandern ist ein Ausdauersport.

  2. Sorgfältige Tourenplanung: Besondere Beachtung verdient der Wetterbericht.

  3. Zweckmässige Ausrüstung: Passe die Ausrüstung dem Ziel an.

  4. Passendes Schuhwerk: Gute Wanderschuhe schützen und entlasten den Fuss.

  5. Trittsicherheit ist der Schlüssel: Stürze als Folge von Ausrutschen oder Stolpern sind die häufigsten Unfallursachen!

  6. Auf markierten Wegen bleiben: Im weglosen Gelände steigt das Risiko für Orientierungsverlust, Absturz und Steinschlag.

  7. Regelmässige Pausen: Rast dient der Erholung. Essen und Trinken sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Konzentration zu erhalten.

  8. Verantwortung für Kinder: In Passagen mit Absturzrisiko kann ein Erwachsener nur ein Kind betreuen.

  9. Kleine Gruppen: Kleine Gruppen gewährleisten Flexibilität und ermöglichen gegenseitige Hilfe. 

  10. Respekt vor der Natur: Respektiere die sensible Gebirgsnatur! 

Tipps zum Wandern und Bergwandern erhältst du auch bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung.

Professionelle Schweizer Wanderleitende findest du hier.

Maria Kobler-Wyer

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